Gog von Magog Buchauszug:

Was wird aus dieser Welt? Von Joachim Langhammer

Je näher die Wiederkunft Jesu Christi rückt, um so greifbarer wird ein weiteres endzeitliches Ereignis, das im Alten Testament bereits vorausgesagt wurde, sich aber bis zum heutigen Tage noch nicht erfüllt hat: In den Kalpiteln 38 und 39 des Buches Hesekiel spricht der Prophet von einer Gewaltigen Invasion, die »am Ende der Zeiten« geschehen soll (Hes. 38,8). Aus dem »äußersten Norden« (von Israel aus gesehen) wird sich ein gewaltiges Heer aufmachen, um gegen das Volk Israel zu ziehen. Dieser Überfall auf das Heilige Land wird von einer Macht angeführt werden, die in der Heiligen Schrift als »Gog, der im Lande Magog ist« bezeichnet wird (Hes. 38,2).

Um es gleich vorwegzusagen: »Gog von Magog« und »Der Antichrist und sein Reich« sind zwei klar voneinander zu unterscheidende Prophetien der Bibel. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene(!) Mächte, die in der Endzeit auftreten werden. Die Heilsplankarte zeigt das Auftreten des Gog von Magog noch vor dem Erscheinen des Antichristen und seines Schreckensreiches.



Daß es sich bei Gog von Magog und dem Antichristen und seinem Reich tatsächlich um zwei verschiedene Erscheinungen der Endzeit handelt, soll durch die folgenden Anmerkungen kurz belegt werden:

1. Der Gog von Magog aus der Prophetie Hesekiels wird mit fünf Namen genannt: Rosch, Mesech, Thubal, Gog und Magog (Hes. 38,1-3). Das weist auf einen Vielvölkerstaat im Norden Israels hin (Hes. 38,15). Nach der Überlieferung des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus lebten die Nachkommen von Magog nördlich des Schwarzen Meeres, denn in 1. Mose 10,2 werden die Namen Magog, Thubal, Mesech und Gomer als Söhne Japhets und damit als Enkelsöhne Noahs bezeichnet. Von Magog, Thubal und Mesech stammen die slawischen Völker ab (Skythen), von Gomer dagegen die germanischen Völkerschaften. Diese Völker befinden sich heute alle in den Ländern nördlich und östlich von Elbe und Donau, also in den osteuropäischen Staaten und liegen damit völlig außerhalb der Grenzen des antichristlichen Reiches. Deshalb sind die Völker des Gog von Magog und die Völker des Antichristen nicht identisch, sondern bilden vielmehr zwei ganz verschiedene Machtblöcke in der Endzeit!

2. Hinter den fünf Namen Rosch, Mesech, Thubal, Gog und Magog verbirgt sich eine tiefere Bedeutung. Sie enthüllen zugleich, daß in der Endzeit noch vor dem Auftreten des Antichristen ein Machtblock entstehen wird, der nach Hes. 38,1-23 und Hes. 39,1-29 im Lande Israel zu Boden geschlagen wird.

Das südrussische Reich mit der Hauptstadt Kiew hieß im Mittelalter Rosch, was soviel wie »Haupt, Anfang, Erster« bedeutet, Rosch bei Luther »Fürst« (Hes. 38,2-3). Aus Rosch soll »Reussen« und später »Russen« geworden sein. Mesech heißt »Erwerb, Besitznahme«, und manche meinen, daß der Name Moskau daraus entstanden ist. Thubal hat die Bedeutung von »Waffenschmied«, von ihm soll sich Tobolsk herleiten. In der Tat befindet sich in den Oststaaten gegenwärtig noch die größte Waffenschmiede der Welt. Aus Gog wurde Kahn, Kauk, Kaukasus, was »der Hohe« bedeutet, nach dem jüdischen Historiker Flavius Josephus siedelten sich die Nachkommen Japhets nördlich des Kaukasus an. Schließlich bedeutet Magog »ausbreiten, wachsen der Familie«, was mit der riesigen Ausdehnung gerade der östlichen Völkergemeinschaft treffend übereinstimmt. So liegt also der Schluß nahe, daß sich hinter Rosch, Mesech, Thubal, Gog und Magog", ein Staatenbund um Rußland verbirgt, in dem »Gog« eine besondere Rolle spielen wird. Außerdem liegt Rußland genau im Norden Israels, und sowohl Jerusalem als auch Moskau befinden sich sogar in der Nähe desselben Längengrades!



3. Sodann wird Gog von Magog eine besondere Beziehung zu den Araberstaaten haben, die ihrerseits zu den größten Feinden Israels gehören. Nach Hes. 38,5-6 werden einige dieser Staaten an der bevorstehenden Invasion des Heiligen Landes beteiligt sein: Perser, Mohren, Libyer, Gomer und Thogarma. Dabei stehen die Mohren für Äthiopien, Gomer könnte auf Germanien hindeuten, und Thogarma bezeichnet die Türkei. Auch Saba (Arabien), Dedan und Tharsis werden in diesem Zusammenhang genannt und entsprechend Bedeutung erlangen (Hes. 38,13). Bei genauerem Hinsehen erkennen wir also, daß Hes. 38,1-23 auf eine Nord-Süd-Achse zwischen dem Gog von Magog und den Araberstaaten hinweist. Daß dies heute ganz offensichtlich der Fall ist, kann man seit Jahren aus den Berichten der Tageszeitung entnehmen.

4. Das stärkste Argument aber, daß es sich beim Gog von Magog und dem Reiche des Antichristen um zwei voneinander unabhängige Erscheinungen der Endzeit handelt, ergibt sich aus der Tatsache, daß das Gericht über diese beiden völlig verschieden ist.

Nach Hes. 38,18-23 wird die gesamte Heeresmacht des Gog von Magog direkt nach der Invasion ins Heilige Land noch in Israel selbst von Gott gerichtet und vernichtet werden. Das geschieht durch eine Anzahl reiner Naturkatastrophen(!), bei denen gewaltige Erdbeben, Seebeben und Luftbeben geschehen werden und Hagel, Schwefel, Feuer und Platzregen aus der Atmosphäre auf die feindlichen Armeen niedergehen.

Hinzu kommen Ereignisse, die innerhalb der Truppen selbst verheerende Auswirkungen haben: Eine plötzliche, ganz unerklärliche Verwirrung unter den Soldaten sorgt zum Beispiel dafür, daß die Angreifer sich auf einmal gegenseitig bekämpfen, indem »ein jeder sein Schwert gegen den anderen erhebt« (Hes. 38,21). Dadurch entsteht ein entsetzliches Blutvergießen in den eigenen Reihen (Hes. 38,22). Auch der Ausbruch einer schrecklichen Seuche (»Pest«) führt zur Vernichtung der Truppen von innen her und trägt dazu bei, daß die ganze Invasion mit der völligen Vernichtung der ungeheuren Heeresmassen enden muß.

Schon diese wenigen Hinweise machen deutlich, daß das Gericht über den Gog von Magog nur aus Naturkatastrophen besteht. Das Gericht über den kommenden Antichristen wird dagegen mit den Worten beschrieben: »Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes« (2.Thess. 2,8). Das ist eindeutig etwas völlig anderes und wird stattfinden, wenn der Herr mit großer Kraft und Herrlichkeit wiederkommt (Matth. 24,30). Davon kann aber beim Gog von Magog nicht die Rede sein, wie wir gesehen haben. Daraus folgt, daß der Gog von Magog zuerst sein Ende findet, und erst danach der Antichrist auftreten wird!

5. Auch die Gerichtsorte unterscheiden sich klar und eindeutig. Der Beerdigungsplatz des Gog von Magog ist Hamona »Gogs Haufental« Hes. 39,11-15) und liegt an der Ostseite des Toten Meeres. Der Antichrist dagegen wird bei Harmagedon vernichtet, was über 250 Kilometer weiter nördlich in Israel liegt (Offb. 16,12-16; Offb. 19,11-21)!

6. Ferner muß bedacht werden, daß Gog von Magog nur nach Israel zieht, um dort zu »rauben und zu plündem« (Hes. 38,12). Dem Antichristen jedoch geht es vor allem um die Weltherrschaft und die Anbetung seitens aller Menschen (Offb. 13,3-8)!

7. Schließlich liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß die bevorstehende Invasion (und das damit verbundene Gericht) bereits in unseren Tagen stattfinden kann. Denn Israel wird nach der Schrift zum Zeitpunkt des Überfalls ein Land sein, »das offen daliegt« und »ohne Mauern« ist (Hes. 38,11; Sach. 2,8). Diese Situation besteht heutzutage, weil es in Israel seit 1918 keine Stadtmauern mehr gibt und die Bevölkerung seither in offenen Städten und auf offenen Landgütern (Kibbutz/Moschav) lebt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der Gog von Magog eine geballte Macht der Gottlosigkeit ist, die in der Endzeit als eigenständige (politische) Erscheinung noch vor dem Kommen des Antichristen auftreten und von Gott »auf den Bergen Israels« gerichtet werden wird (Hes. 39,4). Erst danach wird das antichristliche Weltreich zur vollen Machtentfaltung gelangen, um dann bei der Wiederkunft Jesu Christi endgültig unterzugehen.

In seiner Schrift »Was sagt das prophetische Wort über Rußland?« vertritt Seminarlehrer Konrad Bussemer (1 874-1944) bereits im Jahr 1931 die Auffassung, daß sich Gog vom Lande Magog als der Fürst von Rosch, Mesech und Thubal im wesentlichen mit Rußland decken wird. Er belegt seine Überzeugung mit einigen bemerkenswerten Gedanken, die wir hier ergänzend zu unseren Anmerkungen auszugsweise wiedergeben.

Unter der Überschrift »Die Gottlosigkeit reift zum Gericht aus« schreibt er:

»Doch kehren wir jetzt zur Frage zurück, was wir aus dem Gesicht des Hesekiels bezüglich Gogs, des Fürsten von Rosch, Mesech und Thubal schließen dürfen. Überblicken wir die Weissagung Hesekiels unter diesem fragenden Gesichtspunkt, so ergibt sich, daß der Prophet nur die letzte Geschichte Gogs berichtet. Ein gewaltiger, fahrender Gottesfeind tritt am Ende der Tage auf. Er wird uns vor Augen gestellt als schon gerichtsreif. Jahwe legt ihm den Ring (Haken) in die Nase (Hes. 38,4) und gängelt ihn (Hes. 39,2) wie einen Stier, der geschlachtet werden soll. Über die Vorgeschichte Gogs erfahren wir nichts. Gerne wüßten wir, wie und wann er zu einem solchen Gerichtsstand reif geworden ist. Davon aber sagt der Prophet nichts. Sicher hat sein Stand und Wesen eine lange Vorgeschichte; man wird nicht über Nacht ein gerichtsreifer Mensch, noch weniger ein gerichtsreifes Massenvolk. Es muß eine lange Geschichte der Gottlosigkeit zuvor abgelaufen sein. Daraus würde sich ergeben, daß Rußlands Geschichte diese Art aufweisen muß. Tut sie es? Nach unserer Meinung ja.

Es ist schon vorher gesagt, daß die russische Geschichte voll Grauen und Schrecken ist, wie sie kein anderes europäisches Volk gehabt hat. Doch wenn das auch nicht der Fall wäre, so ist Rußland doch immer ein Land der Verfolgung und Gottesfeindschaft gewesen. Es sind nicht erst die heutigen Bolschewisten dort, die ihm diesen Charakter aufprägen. Gewiß gab es zur Zeit des Zaren eine griechisch-orthodoxe Kirche, der Zar wurde sogar in der Nationalhymne als orthodoxer Zar gepriesen. Amtlich war also das Christentum in Rußland anerkannt. Wunderbare Klöster, gewaltige Kathedralen, prächtige Gottesdienste, ein zahlloses Heer von Kloster- und Weltgeistlichen, christliche Feste, Sitten und Gebräuche, Heiligenbilder überall ... Mit Verachtung sprach Pobedonoszew, der langjährige Vorsitzende des Allerheiligsten Synods vor 40 Jahren über den gottlosen Westen. Aber konnten sich gläubige Christen in Rußland wirklich frei bewegen? Wie ging es denn den Stundisten? Wie ging es den Petersburger Adeligen, die sich zu Christus bekehrten? Ist die Geschichte des Obersten Paschkow, des Barons Korff u.a. vergessen? Gewiß hat Katharina 11. die Mennoniten in Rußland aufgenommen und zugelassen; aber tat sie das um des Glaubens willen oder weil sie tüchtige Bauern brauchte? Und hat man im Weltkrieg den Mennoniten die zugesicherten Freiheiten gelassen? Gewiß hat Alexander 1. die Bibel in Rußland freigegeben, aber ist es nicht schon bezeichnend genug für das rechtgläubige Rußland, daß das erst gestattet werden mußte? Alexander, dieser sonderbare und rätselhafte Zar - das Rätsel seines Lebens und Sterbens ist auch heute noch nicht gelöst - stand unter dem Einfluß der Frau von Krüdener, ohne doch wirklich im Herzen erneuert zu sein; vielfach war er bestimmt von der romantischen heiligen Allianz und ihren frommen Träumen, die keinen Boden hatten. Er hat Rußland jedenfalls nicht nachhaltig im Sinne echten Christentums beeinflußt. Seine Nachfolger verfolgten die Gläubigen in ihrem Reich, schickten sie in die Verbannung oder nach Sibirien. So ist zu sagen, daß sich im Bolschewismus von heute wohl eine neue Form und eine fürchterliche Steigerung der Gottesfeindschaft zeigt, aber nichts grundsätzlich Neues. Es ist eine Anmaßung, wenn von gewisser Seite behauptet wird, die jetzige Gottesfeindschaft in Rußland sei eine Folge des deutschen Liberalismus, wenn man also Deutschland verantwortlich machen will für den heutigen Zustand in Rußland. Gewiß hat Deutschland auch sein Antichristentum gehabt und hat es noch, und nicht nur im Liberalismus und Sozialismus, sondern auch in der Orthodoxie und im Staatskirchentum. Aber das russische Antichristentum ist nicht aus Deutschland gekommen, sondern ist dort »erdgeboren, autochthon«, es war immer dort. Jahrhundertelang hat es seine Kraft in der versteinerten russischen Kirche, die der Riesenheere und Polizisten der Zaren sich bedienten; heute hat es seine Kraft in den Sowjets. Gewiß ist es gegen früher ins Satanische gesteigert, es hat sein orthodoxes Gewand abgeworfen, aber dem Geist und Wesen nach ist es dasselbe wie früher. Der Gog war immer in Rußland; heute zeigt er sich ohne christliche Maske ein bedeutsames Stück näher dem Ziele zu, das sein Schicksal nach Hes. 38,1-23 u. Hes. 39,1-29 sein soll. Mit dem Gesagten soll nicht geleugnet sein, daß es auch in Rußland eine aufrichtige Frömmigkeit je und je gegeben hat, auch in der orthodoxen Kirche. Manche ihrer Persönlichkeiten tragen sogar ein sehr gottinniges Gepräge. Auch Russen hat der HERR einst in seiner großen Schar, wir hoffen sogar recht viele. Aber der gottfeindliche Charakter der Entwicklung Rußlands in Staat und Kirche, das Gogtum im Lande Magog bleibt davon unberührt. Der wahre Charakter ist heute nur offener, unverhüllter, während er sich früher unter frommen Formen verbarg.«

Auch in bezug auf das Hauptmotiv für die kommende Invasion des Gog von Magog im Lande Israel - »rauben und plündem« (Hes. 38,12) - kommt Bussemer mit Blick auf Rußland zu interessanten Feststellungen. Unter der Überschrift »Gogs Beweggründe: Rauh- und Beutegier« führt er aus:

»In dem Bilde, das der Prophet von Gog entwirft, treten einige besondere Züge stark hervor. Der eine ist der Drang nach Massenbeherrschung, der andere die Habgier und Raubsucht. Der Name Gog soll ja »der Hohe« bedeuten, der Beherrschende, der Allgewaltige. Hat irgendeine Politik dieser Welt dieses Siegel unverhüllter zur Schau getragen als die Rußlands) Gewiß sind alle Völker, wie Daniel sie bezeichnet, Raubtiere in ihrem Streben. Bei keiner der Weltmächte aber ist der Eindruck der Dampfwalze, der Massenentwicklung, so hervorgetreten wie bei Rußland. Es ist das Land der Millionenmassen, im Weltkrieg das Land der Massenheere. Die Fell]de Deutschlands glaubten ja auch 1914 unbedingt an die gänzliche Zerschmetterung unseres Volkes durch jene Heere, es war ihnen allen eine schwere Enttäuschung, als das nicht gelang und sie sich selber einsetzen mußten. Auch das Programm der heutigen Sowjets erstrebt Weltherrschaft durch Massenentwicklung und Weltrevolution. Es ist derselbe Geist in anderer Form. Auch hier sehen wir den Gog aus Hes. 38. Erinnert nicht die Schilderung in Hes. 38,4-6 an jene Massenheere die 1914 über die ostpreußischen Grenzen einbrachen? Erinnern die russischen Massengräber in Masuren nicht an »Gogs Haufental« und an die Stadt »Heerhaufen« z3stlieb des Meeres (Hes. 39,16)? Auch die andere Eigenschaft paßt auf Rußland, nämlich die Rauh- und Beutegier. Wir lesen es deutlich in Hes.38,12-14. Soweit Gog von Magog von eigenen Trieben geleitet wird, ist es wesentlich Habsucht. Es braucht nichts davon gesagt zu werden, daß diese im russischen Volkscharakter von jeher eine besondere Schattenseite war. In der Zeit des Kaiserreiches war Bestechung, Betrug, Dieberei bei hoch und niedrig an der Tagesordnung. Die hohen Herren praßten von dem, was sie dem armen Volk erpreßt oder dem Staat geräubert hatten. Die Milliarden, die Frankreich 1893 nach Rußland schickte, um es zu gewinnen, blieben größtenteils in den Taschen der Großfürsten hängen. Im russisch-japanischen Krieg verspielten die Intendanten gläserweise die Geldbestände der Armeen und Truppenteile. An] Weltkrieg beteiligte sich die russische Volksseele wesentlich in der Hoffnung auf Besitz und Landgewinn. Ob es heute bei den Sowjets anders ist'! Sie legen es, soweit man beobachten kann, sehr darauf an, einen guten Eindruck zu machen, sie wollen nicht mehr die Betrüger und Diebe der kaiserlichen Zeit sein. Aber man traut ihnen nicht recht. Das Volk muß wohl darben und darf nichts für sich behalten; ob aber die Machthaber es wirklich verlernt haben, die eigenen Taschen zu füllen? Wir glauben es nicht, und manche Beobachtung drängt dahin. Jedenfalls leben sie alle gut und in Hülle und Fülle, während das Volk »Schlange steht« und die, die nicht zur Partei gehören, sterben und verderben. Es ist ja auch zu erwarten, daß der Kommunismus das russische Reich nicht reich machen wird; es ist noch nie ein kommunistischer Versuch im Glück geendet. So ist es zu begreifen, daß auch Gog voll Raubgier die Schätze Kanaans betrachtet und sie zu erbeuten seine Massen in Bewegung setzen wird. Er wird nichts davon bringen.........

Wenn unsere Annahme zutrifft, daß der Gog vom Lande Magog, der Fürst von Rosch, Mesech und Thubal sich wesentlich mit Rußland deckt, so wäre also die Frage: »Was sagt das prophetische Wort über Rußland?« etwa so zu beantworten:

Rußland ist Sitz einer gottfeindlichen Macht, die ihre besondere Verderbensart und Geschichte hat. Diese Macht gestaltet sich gegen die Endzeit hin zu einer besonderen gottfeindlichen Völkergruppe, die schließlich mehr aus materiellen als aus geistigen Gründen allerdings - über das erwählte Volk Gottes herfällt. Sein Massenheerzug endet aber in einem Massengericht ohnegleichen. Gog, oder sagen wir Rußland, ist also Typus einer besonderen antichristlichen Gruppenbildung in der Völkerwelt, aber auch ihres grauenhaften Endes. Wahrscheinlich wird die Machtstellung dieses Völkerbundes sich früher entwickeln und ausreifen, aber auch früher im Feuer Gottes zusammenbrechen als die des Antichristentums. Das letztere aber wird sich durch Gogs Sturz nicht aufhalten oder warnen lassen. Darum wird es auch seinerseits die gleiche, wenn auch garstigere Entwicklung im Bösen einschlagen, und das gleiche oder ein noch schrecklicheres Ende finden, denn seine Führer werden als erste Lebewesen in den Feuersee geworfen (Offb. 19,20).

Unter diesem prophetischen Gesichtspunkt hätten wir somit auch die gegenwärtige Entwicklung Rußlands zu bewerten. Jedenfalls ist dieses Land kein Zufluchtsort in der kommenden Trübsal, sondern ein Land rascherer Verderbensentwicklung als die anderen. Nicht: »dorthin!« sondern: »dortweg!« sollte die Losung lauten.«

Schließlich äußert sich Bussemer noch zu der vieldiskutierten Frage, ob oder inwieweit der »Gog vom Lande Magog« von Hes. 38,1-23 und Hes. 39,1-29 etwas mit »Gog und Magog« von Offb. 20,1-15 zu tun hat. Unter der Überschrift »Das Verhältnis zwischen Hesekiel 38 u. 39 und Offenbarung 20,1-15« erläutert er:

»Es ist bekannt, daß auch in einer Stelle der Offenbarung des Johannes die Namen vorkommen, die uns in Hes. 38 u. 39 begegnen. Am Schluß des 1000jährigen Christusreiches auf Erden soll der Gog und Magog es sein, der unter Führung Satans den letzten Sturm der Menschheit gegen Gott und seine Heiligen ausführt. Ist das der gleiche Vorgang, den Hes. 38 u. 39 im Auge hat? ... Trotzdem die meisten Schriftforscher beide Stellen vereinen, können wir dem auch heute noch nicht zustimmen. Der Gog und Magog von Offb. 20 ist nicht der Gog vom Lande Magog, der Fürst von Rosch, Mesech und Thubal. Schon die Verschiedenheit der beiden Bezeichnungen sollte warnen, beides als sich deckend anzusehen. Dann aber kommt hinzu, daß in Offb. 20 am Ende des 1 000jährigen Reiches also bald das letzte Endgericht kommt, der Jüngste Tag. Satan wird zu dem Tier und falschen Propheten in den Feuerofen geworfen; es kommt das Weitgericht, wo für Himmel und Erde keine Stätte mehr ist und alle Toten vor dem großen, weißen Thron erscheinen. Da ist doch wohl kaum mehr Raum für eine israelische Heilszeit, wie sie Hes. 38 u. 39 nach dem Untergang Gogs und in Joel 2 u. 3 nach dem des Nordländers vorausgesetzt ist. Noch nicht einmal die sieben Monate zum Begraben der Toten (Hes. 39,12) oder die sieben Jahre zum Vernichten der Heeresbeute haben da Platz. Wie aber sollen wir diese Schwierigkeiten lösen? Wir werden nicht sagen wollen, daß der Seher Johannes den Hesekiel und seine Weissagungen eben falsch verstanden habe. Eher läßt sich hören, was der Schriftforscher Auberlen, der viel im prophetischen Wort forschte, meint. Er sagt, der Name Gogs und Magogs sei bereits stationär geworden, d.h. es sei jener Eigenname zur Sachbezeichnung geworden, und in diesem Sinne würden die Namen in Offb. 20,8 gebraucht. Man kann sich aber die Sache auch so vorstellen: Das Heer Gogs ist bei seinem Raubzug bis auf den letzten Mann vernichtet. Dabei waren aber doch wohl nur die Männer, wenn man nicht annehmen will, daß im Heer Gogs auch Frauen und Kinder mitzogen (im heutigen Rußland dienen freilich auch Frauen als Soldaten im Heer). Es ist also anzunehmen, daß die Völker Gogs, die Rosch, Mesech und Thubal, Gomer und Thogarma weiterbestehen. Es ist ähnlich wie im Alten Testament bei kanaanitischen Völkem. Sie sollten verbannt, d.h. ausgerottet werden, sie werden auch oft geschlagen, sind aber immer wieder da. Haman z.B., der Judenfeind im Buche Esther, ist ein Agagiter d.h. ein Ururenkel jenes Amalekiters Agag, den Saul leben ließ und den Samuel selber tötete. Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, und seine Sippe sind Edomiter, Esaus Nachkommen. So läßt sich wohl denken, daß auch die Völker Gogs weiter leben und wieder erstarken. Es kommt die unermeßliche Segenszeit des Tausendjährigen Reiches, in der die Menschheit die Welt füllt wie nie. Sie kommt auch Gogs Völkern zugute, ja sein Haus wird selbst zum Volke, wie das Volk seines engeren Landes. So kann es dann Offb. 20,8 heißen: »Gog und Magog die Nation in den vier Ecken der Erde.« Das will sagen, daß sie auch jetzt wieder die Völker im äußersten Norden und im äußersten Süden darstellen. Vielleicht wird aber damit nicht nur die örtliche, geographische Ferne bezeichnet, sondern auch ihre innere Stellung, ihre Ferne von Zion und seinem Heil; Zion ist ja der Heilsmittelpunkt der Welt, »der Nabel der Erde«, wie wir gerade auch von Hes. 38,12 hören. Auch in der Segenszeit des herrlichen Christusreiches bleiben Gog und Magog doch die fernsten. Ob eine Erinnerung an das Massengrab in Gogs Haufental bei ihnen unbewußt mitgeht? Ob ein Rachegedanke noch da ist?

Noch sind ja auch im 1000jähgen Reich die Menschen Fleisch, wenn auch Satan nicht mehr da ist. Wie dem auch sein mag, Gog und Magog, deren Urväter vor 1000 Jahren den Sturm gegen Gott wagten, sind nun die Träger auch des allerletzten Sturmes gegen Gott. Sie sind dem Satan am ehesten zugänglich, lassen sich am raschesten von ihm gewinnen und wagen mit ihm den letzten Kampf. Ihr Führer ist schrecklicher als der ihrer Väter. Satan selbst geht ihnen jetzt voran. Aber sein Gericht und ihres ist auch noch schrecklicher als das jener. Und nun ist die Weltgeschichte am Ende, denn der letzte Sturm Gogs und Magogs hat bewiesen, daß der Menschheit nicht zu helfen ist. Sie ist und bleibt Fleisch, auch im 1000jährigen Reich und seiner Segensfülle. Nur eine durch Feuer vernichtete und neu verklärte Welt kann Gottes letzte Ziele mit der Menschheit verwirklichen. Und diese neue, durchs Feuer gereinigte Welt schafft Der, Der da spricht:

»Siehe, Ich mache alles neu!«